Kapitel 1.2
Ich war 9 Jahre alt und streunte über die Wiesen meine friesischen Heimat. Aus einem Ast hatte ich mir ein Schwert geschnitzt und ein Taschentuch meines Vaters, das ich aus der Wäschekammer stiebitzt hatte, diente mir als Kopftuch – in diesem Moment war ich Klaus Störtebecker und machte die Meere unsicher.
Wild kämpfte ich gegen dänische Händler, um ihr kostbare Schiffsladung zu erbeuten, Distelblüten wurden enthauptet, Äste brachen, Grassoden spritzten, bis ich plötzlich wie erstarrt stehen blieb. Ich stand vor der Kate des Nicken-Michel.
Das kleine windschiefe Gebäude war mit eine Bannmeile umgeben, die aus dubiosen Geschichten und Gerüchten gewoben war. Nicken-Michel konnte seinen Kopf nicht ruhig halte, was Folge einer Krankheit gewesen sein musste. Und er spielte ein seltsames Instrument, das man hierzulande Quetsche oder Treckbüddel nannt.
Und tatsächlich schwebten mir in diesem Moment Klänge aus dem halb geöffneten Fenster, die mich magisch anzogen, förmlich ansaugten und mir den Geist vernebelte, mir aber auch das Herz öffnete – eine wunderbare Melodie bemächtigte sich meiner und ich konnte nicht anders, als mich dem Fenster zu nähern und zu lauschen.
Ich erblickte Nicken-Michel im schummerigen Wohnzimmer der kleinen Kate und sah ihn die Quetsche spielen, versunken. Das Stück endete und sah langsam auf, erblickte mich. Mein Herz blieb stehen und Nicken-Michel sagte: „Na, mien Jung, gefällt, dir, was ich spiele?“ Ich konnte nur stumm nicken. „Diese Weise habe ich mal im Nachbarort gehört und sie heißt: -> Dat du meen leevsten büst. Ein altes Liebeslied …„
Hier entsteht eine Fortsetzungsgeschichte, historisch ungenau und frei fabuliert. Welche Wendung soll die Geschichte nehmen? Wer und was soll drin vorkommen? Wohin geht die Reise. Der Autor freut sich über Kommentare.